Fragebogen-Guide: So erstellst du deinen Fragebogen.

Jannis Dust
Ruth Rottwitt
Aline Vette
25. Februar 2022

Jeder erfolgreichen Umfrage liegt ein gut ausgearbeiteter Fragebogen zugrunde. Bevor du jedoch die richtigen Fragen für deine Umfrage auswählst, sollte dein Ziel feststehen.

Spricht dein Fragebogen die richtige Zielgruppe an? Sind alle relevanten Fragen enthalten? Ist ist die Länge deines Fragebogens gut oder doch eher zu lang? Dies sind nur einige der wichtigen Kriterien, ausschlaggebend für einen guten Fragebogen sind.

In diesem Fragebogen-Guide erläutern wir dir, was bei der Erstellung deines Fragebogens zu beachten ist, welche No Go’s du vermeiden sollest und wie du den richtigen Fragetyp findet.

Geschlossene Fragen

Unter geschlossenen Fragen, auch Fragen mit gebundenem Antwortformat genannt, versteht man Fragen, bei denen mehrere Antwortmöglichkeiten vorgegeben werden, aus denen die Umfrageteilnehmer*innen auswählen können.

Es ist wichtig, dass die Antwortmöglichkeiten eindeutig sind und sich inhaltlich nicht überschneiden (Disjunktheit). Außerdem sollte sichergestellt werden, dass alle möglichen Antworten in den Antwortalternativen enthalten sind (Exhaustivität). Falls nicht alle möglichen Antworten als Alternativen aufgelistet werden können, empfiehlt es sich, ein Freitextfeld einzufügen, in das die Teilnehmer*innen ihre eigene Antwort eingeben können.

Forced Choice Fragen können dabei helfen, fehlende Werte zu vermeiden. Kann ein*e Teilnehmer*in sich nicht eindeutig mit einer Antwortmöglichkeit identifizieren, so wird er dazu aufgefordert, eine Antwort anzukreuzen, die am ehesten zutrifft. Um zu vermeiden, dass die Teilnehmer*innen eine Antwort ankreuzen, die überhaupt nicht zutrifft, wird meist eine Antwortalternative angeboten, diese kann beispielsweise “keine Angabe” lauten.

Geschlossene Fragen gibt es in vielen Varianten. Im folgenden werden sie näher erläutert.

  • Vorteile:
  • Einheitlichkeit
  • Vergleichbarkeit
  • vereinfachte Datenerfassung und Auswertung
  • Nachteile:
  • Antwortalternativen bestimmen die Richtung der Antworten
  • keine individuellen Antworten

Dichotome Fragen:

Die einfachste Form der geschlossenen Frage ist die sogenannte dichotome Frage. In der Regel werden den Teilnehmer*innen genau zwei Antwortmöglichkeiten, meistens Ja/Nein, angeboten. Durch den sehr prägnanten, kurzen und knappen Aufbau, können dichotome Fragen die Umfrage erheblich vereinfachen.

Beispiel:

Hast du in der letzten Woche ein nachhaltiges Produkt gekauft?

  • Ja
  • Nein

Einfachauswahl

Bei einer Einfachauswahl, auch Single-Choice genannt, stehen mehrere Antwortmöglichkeiten zur Auswahl, von denen die Teilnehmer*innen jedoch nur eine auswählen können. Die Antwortmöglichkeiten sollten für jeden Teilnehmer*in in zufälliger Reihenfolge angeordnet sein. Denn einige Teilnehmer*innen tendieren dazu, sich für die erste Antwortmöglichkeit zu entscheiden, dies könnte zu einem verzerrten Ergebnis führen.

Welche Farbe verbindest du mit Nachhaltigkeit?

  • Grün
  • Blau
  • Gelb
  • Rot

Mehrfachauswahl

Die Mehrfachauswahl, auch Multiple-Choice genannt, bietet eine Reihe von vorformulierten Antwortmöglichkeiten, aus denen die Teilnehmer*innen mehr als eine Antwort ausgewählten können. Wie bei Single-Choice Fragen ist es sinnvoll, die Antwortmöglichkeiten zufällig anzuordnen. Um das Risiko zu minimieren, dass die Befragten gar nicht alle Antworten lesen, sollte auch darauf geachtet werden, nicht zu viele Antworten anzubieten.

Was verbindest du mit Nachhaltigkeit?

  • biologische/natürliche Inhalte
  • nachfüllbare Verpackung
  • Produkte ohne Mikroplastik
  • ethische Beschaffung
  • so wenig Zutaten/Inhalte wie möglich

Ratingskala

Die Verwendung von Ratingsskalen ist besonders nützlich, wenn schnell feststellt werden soll, wie differenziert die Teilnehmer*innen eine Idee oder ein Produkt bewerten: Die Antworten lassen sich leicht auswerten und die Aussagen sind zwischen den Teilnehmer*innen gut vergleichbar. Ratingsskalen haben jedoch den Nachteil, dass verschiedene Teilnehmer*innen die Abstufungen unterschiedlich interpretieren. Außerdem ist es möglich, dass die Antworten in Richtung der Mitte der Skala verzerrt sind, da die Teilnehmer*innen selten die Extrema auswählen.

Bei diesem Fragetypen ist es möglich, zwischen einer geraden Skala (z. B. vier oder sechs Abstufungen) und einer ungeraden Skala (z. B. fünf oder sieben Abstufungen) zu wählen. Ungerade Skalen bieten den Befragten nicht nur die Möglichkeit, eine neutrale Antwort zu geben, sondern erleichtern es ihnen auch, eine konkrete Entscheidung zu vermeiden und schnell die "bequeme" Mitte zu wählen. Daher sind Skalen mit ungeraden Zahlen besonders nützlich, wenn es um sensible und persönliche Themen geht, bei denen die Befragten keine konkrete Aussage machen können oder sollen.

Beispiel:

Mir ist es wichtig, dass sich die Marke für den Umweltschutz einsetzt.

1 (sehr wenig) bis 5 (sehr stark)

Dieses Beispiel zeigt eine Likert-Skala, die zu den Rating-Skalen gehört. Mehr dazu haben wir hier für dich festgehalten.

Analogskala

Ähnlich wie bei der Rating Skala, können die Teilnehmer*innen bei der Analogskala angeben, wie sehr sie der Frage oder Aussage zustimmen. Der Unterschied besteht darin, dass die Teilnehmer*innen in diesem Fall mit Hilfe eines Schiebereglers einen genauen Punkt entsprechend ihrem Standpunkt festlegen können.

Beispiel:

Wie groß ist dein Interesse an nachhaltigen Produkten?

0= kein Interesse/ 100= großes Interesse

Ranking

Bei einem Ranking werden die Teilnehmer*innen dazu aufgefordert, die Antwortmöglichkeiten in eine Rangfolge zu bringen. Ja nach Anordnung der Antwortmöglichkeiten werden Punkte vergeben. Die Antwortmöglichkeit, die am Ende der Umfrage die meisten Punkte erzielt hat, kommt bei den Teilnehmer*innen am besten an.

Bildauswahl

Die Bildauswahl ist ein einfacher, geschlossener Fragetyp. Den Teilnehmer*innen werden mindestens zwei Bilder gezeigt, aus denen das favorisierte Bild ausgesucht werden soll. Dieser Fragetyp eignet sich besonders, wenn beispielsweise herausgefunden werden soll, wie das Design einer Verpackung bei den Teilnehmer*innen abkommt.

Offene Fragen

Offene Fragen sind besonders interessant, wenn das Unternehmen Ideen oder Anregungen sammeln möchte. Den Teilnehmer*innen werden keinen festen Antwortmöglichkeiten gegeben, sie werden dazu aufgefordert ihre Meinungen und Ideen in einem Textfeld einzutragen.

Hier kann sowohl nach einer Texteingabe, als auch nach einer Eingabe von Zahl gefragt werden. Die Preisbereitschaft eignet sich besonders für die Wahl dieses Fragetyps. Allerdings ist zu beachten, dass Offene Fragen nicht zu oft in einem Fragebogen vorkommen, da die Teilnehmer*innen sonst die Lust verlieren könnten detailliert und ehrlich auf die Fragen zu antworten.

Offene Fragen können ebenfalls als zusätzliche Antwortmöglichkeit zu geschlossenen Fragen genutzt werden, fehlt den Teilnehmer*innen eine Antwortmöglichkeit, können sie diese im Freitextfeld eintragen.

Vorteile:

  • einfache Erstellung, da keine Antwortmöglichkeiten formuliert werden müssen
  • individuelle und detaillierte Antworten
  • neue Ideen und Sichtweisen

Nachteile:

  • hoher Zeitaufwand für Teilnehmer*innen
  • Qualität der Antworten kann sehr stark schwanken
  • aufwendige Auswertung
  • erschwerte Vergleichbarkeit der Antworten

Beispiel:

Welche Marke/ Unternehmen fällt dir direkt ein, wenn du an nachhaltige Produkte denkst?

Atypische Fragen

Heatmap

Anklicken, einkreisen, einrahmen und kommentieren. Anhand einer Heatmap lässt sich zeigen, welche Teile oder Bereiche einer Bildvorlage bei den Teilnehmer*innen gut oder schlecht ankommen. Die Bildvorlage kann zum Beispiel für eine Website, ein Poster, eine Verpackung oder eine Broschüre verwendet werden.

15 Fehler, die man bei der Erstellung von Fragebögen unbedingt vermeiden sollte

  1. fehlende Antwortmöglichkeiten
  2. doppelte Fragen
  3. überschneidende Antwortmöglichkeiten
  4. zu viele Fragen
  5. falsch gewähltes Skalenniveau
  6. abschreckende Einstiegsfrage
  7. unüberlegte Verwendung von Fachbegriffen
  8. zu allgemeine Formulierung
  9. leading Questions
  10. doppelte Verneinung
  11. unklare Abkürzungen
  12. Mehrdeutigkeit
  13. moralische Wertungen
  14. zu lange Texte im Fragebogen
  15. falsch gewähltes Skalenniveau